Geschlechtsstereotypen im Reallife – Typisch Mädchen, typisch Junge!


Erfahrungsbericht: Geschlechtsstereotypen

Die liebe Anna vom Blog “Familie Motte” hat zur Blogparade aufgerufen. Worin unterscheiden sich unsere Kinder, welche Eigenheiten zeichnen sie aus und womit bringen sie uns immer wieder zum Staunen, möchte sie wissen.

Nun, zu diesem Thema habe ich einiges zu sagen 😀

Denn obwohl ich mir immer einbildete, dass ich meine Kinder ihrem Alter entsprechend gleich behandle und keine großen Unterschiede in der Erziehung mache, sind meine Kinder so unterschiedlich wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, Eis und Suppe, Ernie und Bert.

Sie entsprechen den klassischen Geschlechtsstereotypen:  Sie sind typisch Mädchen – typisch Junge! Durch und durch.

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Als ich von der Blogparade erfuhr, schossen mir sofort 1000 Dinge durch den Kopf, die meine Kinder auszeichnen und unterscheiden.

Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass ich auf einige Unterschiede bereits in meinem Plädoyer für das Mittelmaß eingegangen bin. Beide waren in ihrer Entwicklung sehr früh sehr auffällig – jedoch gingen sie dabei in zwei völlig verschiedene Richtungen.

Ein Genpaar – zwei Gesichter

Aber beginnen wir zunächst einmal bei dem Offensichtlichen : der Optik. Allein schon in ihrem äußeren Erscheinungsbild unterscheiden sich meine Kinder sehr. Und das, obwohl sie die gleichen Gene teilen.

Das Zicklein kommt optisch total nach dem Märchenprinzen. Sie hatte von Geburt an dunkle Haare (okay, zwischenzeitlich hatte sie gar keine Haare mehr 😉 ) , braun-grüne Augen und von Natur aus einen dunkleren Teint und eine Haut, die schnell zum braun werden neigt.

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Das Böckchen hingegen hat seine dunkle Wuschelmähne innerhalb des ersten Lebensjahres in strohblonde, glatte Haare verwandelt. Insgesamt ist er vom Typ her eher skandinavisch, blass und mit einem Hang zum schnellen Rotwerden. Ganz die Mama.

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Würde man sie nebeneinander auf der Straße sehen, würde man wohl kaum vermuten, dass sie Geschwister sind. Aber auch, wenn man sie näher kennt, kann man haufenweise Unterschiede entdecken.

Entwicklungsschritte

Die motorische und kognitive Entwicklung des Zickleins und des Böckchens schlugen bereits früh zwei unterschiedliche Richtungen ein:

Zicklein

kognitive Entwicklung

Das Zicklein zeichnete sich schon mit 1 1/2 Jahren durch einen enormen Wortschatz aus. Aber auch in den Monaten davor deutete bereits sehr früh alles darauf hin, dass sie ihren Schwerpunkt eher auf die kognitive Entwicklung legte. Sie lernte schon immer unglaublich schnell, begriff Zusammenhänge und setzte diese in Beziehung zu anderen Dingen.

So konnte sie schon mit wenigen Monaten Tiere in ihrem Buch zeigen, nach denen ich sie fragte, und sie mühelos nachahmen. Ihr erstes Wort sprach sie mit 11 Monaten. Sie nannte unseren Zugluftdackel gezielt und von da an konsequent “Wauwau” (Das erste Wort zählt für mich, sobald es willentlich richtig und mit der fester Absicht etwas zu bezeichnen, geäußert wurde. Mama, Papa etc. sagte sie vorher auch schon. Aber nie mit einer solchen bewussten Konsequenz, wie sie den Wauwau betitelte).

Mit 1 1/2 sprach sie fast ausschließlich in 2-Wort-Sätzen, mit 2 Jahren in ganzen Sätzen. Wir wurden wirklich ständig darauf angesprochen (sowohl von Wildfremden, die an uns vorbeigingen, ihren Erzieherinnen als auch von Verwandten), wie gut unsere Tochter schon sprechen kann.

Viele konnten es nicht glauben, wenn wir ihnen ihr Alter verrieten. Mit 20 Monaten konnte sie bis 10 zählen und Mengen bis 10 erfassen…. Diesbezüglich war das Zicklein eigentlich schon immer sehr fit und auch heute noch quatscht sie ohne Punkt und Komma und sagt Sachen wie: “Mama, ich möchte das Böckchen noch eine Weile betrachten. Er schläft so friedlich, als wäre er in einem wunderschönen Traum und nichts könnte sein Glück trüben!” Da war sie knapp 4 Jahre alt.

Ich erinnere mich auch an eine wirklich witzige Szene, als wir uns mit einer Freundin und ihrem Sohn zum Eis essen trafen und sie den Jungen, der zu dieser Zeit ebenfalls 4 Jahre alt war, mit einem galanten Augenaufschlag und im gezierten Ton bat: “Q. würdest Du mich bitte zum Wege dort vorn begleiten?!” Und er seine Mutter daraufhin mit großen Augen ansah und meinte: “Häääää???? Begleiten? Was will die?” Es war echt zum Schießen.

Motorische Entwicklung

In ihrer sprachlichen Entwicklung und mit ihrer Auffassungsgabe macht mich das Zicklein heute noch regelmäßig baff. Allerdings haben wir uns auch schon das ein oder andere Mal Sorgen um sie gemacht, denn in der motorischen Entwicklung hing sie Gleichaltrigen schon immer extrem nach.

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Mit ca. 10 Monaten begann sie zu Robben, mit 1 1/2 Jahren zu Krabbeln und mit 16 Monaten zu Laufen. Alles noch im Normbereich, aber sie hatte nie großes Interesse an sportlicher Betätigung oder Dingen wie Laufradfahren und Schaukeln. Sie ist ein totaler Kopfmensch und braucht sehr lange, bis sie ein Gefühl für Bewegungsabläufe so verinnerlicht, dass sie sich einfach treiben lassen kann. So hat sie sich beim Schaukeln z.B. lange Zeit immer darauf konzentriert, die Beine nach vorne zu strecken, wenn sie hinten war, und wieder nach hinten zu knicken, wenn sie mit der Schaukel vorne war. Sie hat den richtigen Punkt, an dem sie damit Schwung holen kann, aber nie wirklich gespürt. Das hat leider zur Folge, dass sie oft sehr unsicher ist und sich nicht viel zutraut. Und es schränkt auch ihre Freundschaften und ihr Spielverhalten ein. Denn wenn andere Kinder im Garten Fangen spielen oder Klettern wollen, zieht sie sich zurück und spielt lieber für sich selbst. Als Mama tut es mir manchmal sehr weh, das zu sehen! Und manchmal möchte ich sie am liebsten dazu zwingen etwas auszuprobieren, weil ich nicht möchte, dass sie eine schöne Erfahrung verpasst oder ausgegrenzt wird.

Sonstiges

Das Zicklein war ein absolutes Schnuller- und Tragebaby. Nie durfte ich sie absetzten, ohne das es nicht ein tierisches Theater gegeben hätte! Auch im Kinderwagen zu liegen war für sie undenkbar. Ständig wollte sie auf den Arm und das für eine lange, lange Zeit.

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Und sie wollte partout nicht in ihrem eigenen Bett schlafen. Ich persönlich bin ja Fan vom Familienbett, denn ich finde es einfach so schön kuschelig. Aber das stundenlange Einschlafritual, in dem sie ewig lange unseren Handrücken kniff und knetete, um sich zu beruhigen, ging mir mit der Zeit dann doch auf die Nerven.

Was super klappte, war das Abstillen nach 9 Monaten! Ohne zu Murren hat sie sich auf Flaschennahrung umgewöhnen lassen und schon nach wenigen Tagen fragte sie nicht mehr nach der Brust. Auch hatten wir gesundheitlich keine großen Probleme mit ihr. Wenn, dann war es immer der Husten, der sie plagte. Dafür ist sie heute noch anfällig, wenn sie denn mal krank wird.

Ansonsten könnte man sagen, ist sie in ihrer gesamten Entwicklung und Art typisch Mädchen:

Sie liebt Puppen- und Rollenspiele. Am liebsten würde sie den ganzen Tag Prinzessinnen, Feen und Pferde spielen. Sie liebt es zu Singen und zu Tanzen und sich mit schönen Dingen zu schmücken. Und sie machte sich lange Zeit nicht gerne schmutzig.

Einige sagen ja, zum Mädchen wird man nicht geboren, sondern gemacht. Aber unsere Tochter wurde als rosa-glitzer-Prinzessin auf einem Einhorn geboren 🙂

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Böckchen

Motorische Entwicklung

Das Böckchen ist da ganz anders als das vorsichtige Zicklein! Er hat scheinbar vor nichts Angst, rennt die steilsten Berge hinunter, klettert auf die höchsten Türme und wirft sich, ohne nachzudenken, überall einfach herunter! Er ist ein richtiger Draufgänger und kaum k.o. zu kriegen.

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Dafür sucht er aber auch oft die körperliche Auseinandersetzung, wenn er sich durchsetzen möchte. So hat das arme Zicklein bereits eine Narbe unter dem Auge, die sie von zahlreichen Kneif- und Kratzattacken des Böckchens zurückbehielt. Und auch meine Haare werden wohl erstmal nicht wieder wie früher. Egal, wie oft ich zum Friseur gehe, ich sehe immer aus wie ein gerupftes Huhn, weil das Böckchen mir ständig Haare ausreißt.

Andererseits kann er aber auch so unglaublich charmant und lieb sein, dass er jeden blitzschnell um den Finger wickelt 🙂 Und das weiß er auch ganz genau.

Kognitive Entwicklung

Insgesamt befindet das Böckchen sich hier meiner Meinung nach im absoluten Normbereich (die Theorie der kleinkindlichen Entwicklung liegt bei mir allerdings schon ein bisschen zurück 😉 ) An seine Schwester kommt er aber bei Weitem nicht ran. Mittlerweile spricht er auch schon recht viel und gut. Allerdings verschluckt er oft noch die Endungen und spricht ziemlich undeutlich. Sorgen um zu wenig Input muss ich mir bei ihm aber wohl nicht machen. Als Zweitgeborener bekommt er durch seine große Schwester jede Menge Anregungen und die Motivation, es ihr in allem gleichzutun.

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Weiteres

Ich habe schon oft gehört, dass Jungen von Natur aus anfälliger für Krankheiten und schutzbedürftiger sind, als Mädchen. Bei uns hat es sich tatsächlich bewahrheitet. Bereits in den ersten Monaten waren wir mit dem Böckchen öfter beim Arzt, als in den ersten Jahren mit dem Zicklein. Zuerst wegen der starken Koliken, die ihn besonders in den ersten vier Monaten quälten.  Dann wegen seines ständig wunden und offenen Pos. Wenige Wochen nach der Geburt mussten wir mit ihm zum Kinderchirugen, wegen eines eingewachsenen Fingernagels und mit ca. 3 Monaten verbrachte ich 3 Tage mit ihm im Krankenhaus, da ihn der RS-Virus erwischt hatte. Er nahm auch nur in den ersten Wochen einen Schnuller und wollte immer lieber gestillt werden. Ich brauchte ewig, um das Stillen zu reduzieren und ihn schließlich mit 16 Monaten ganz abzustillen. Er ist auch heute noch sehr oral fixiert und nimmt alles, wirklich ALLES in den Mund. Und er verweigerte konsequent die Flasche, weswegen meine tolle Milchpumpe seit Monaten in einer Ecke verstaubt.

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Wenn ich ihn mir heute so ansehe, dann ist er auch von seinem Verhalten her ein richtig typischer Junge. Er liebt alles, was laut ist und blinkt. Er nimmt Dinge gern auseinander, notfalls auch mit Gewalt, er ist ein kleiner Draufgänger und will immer mit dem Kopf durch die Wand. Mit Lego-Duplo zu bauen und alles was Räder hat fasziniert ihn total. Er rennt gern herum, schmiert sich voll und schreit mit Vergnügen einfach nur so vor sich hin. Unser Hotzenplotz-Räuber kam als wilder, raufwütiger Draufgänger zur Welt, dem keine Herausforderung groß genug ist 😉

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Fazit

Bei all den Unterschieden haben unsere Kinder aber auch viel gemeinsam. Sie haben beide einen sehr ausgeprägten Sinn für Ungerechtigkeiten und sind mitfühlend, wenn ein anderes Kind leidet. Sie lieben Süßes und sind sich einig, wenn es darum geht Mama und Papa möglichst schnell aus der Fassung zu bringen. Sie sind ein tolles Geschwisterteam und bereichern unseren Alltag jeder auf seine Weise. Als Zweifachmama kann ich sagen, dass man mit dem Zweiten zwar gelassener wird, trotzdem ist die Entwicklung und das Leben mit einem zweiten Kind nicht weniger spannend und neu. Denn trotz der gleichen Gene und dem selben Elternhaus trägt jedes Kind seine ganz eigene Persönlichkeit in sich und das ist wirklich spannend!

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Und jetzt bin ich natürlich neugierig: Welches sind die größten Unterschiede Eurer Kinder? Und sind Eure Kinder auch typisch Mädchen, typisch Junge oder ganz anders?

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7 Kommentare auf “Geschlechtsstereotypen im Reallife – Typisch Mädchen, typisch Junge!

  1. Pingback:2-Kind-Traumfamilie? Warum das Idealbild auch nicht immer ideal ist! - Bunter Familienblog | Zicklein & Böckchen

  2. Cili am schreibt:

    So witzig.. Wenn ich das so lese, ähneln sich unsere Kinder doch sehr, was die Aufteilung nachaussehen von Mama und Papa angeht.. Die Große is das Abbild von Papa und der Zweitgeborene mein “mini me” ? und die Große hat es auch eher mit der Sprache und jetzt vor kurzem im Alter von fünf Jahren geschnallt, wie das mit dem schaukeln funktioniert.. Das etwas so simples doch für manche sooo eine Herausforderung sein kann ?
    Unser Junge ist dafür auch manchmal eine richtige Prinzessin, was ich aber auch nicht schlimm finde und er bei uns auch ausleben und ausprobieren darf ☺ er spielt super gern mit Puppen und verkleidet sich auch mit als Prinzessin, wenn die große Schwester sich mal wieder aufhübscht. Da wird auch gern der Nagellack mit ausprobiert.. Und trotzdem begeistert er sich für Ritter und Autos. Eigentlich schlau, wenn man einfach alles ausprobiert

    • zickleinLotti am schreibt:

      Liebe Cili,

      da gibt’s wirklich einige Parallelen! Danke fürs Teilen Deiner Erfahrungen 🙂 Schön, dass Euer Sohn alles ausprobiert und mitmachen möchte. Ich habe der Frühlingsmama auch gerade geantwortet, dass ich finde, dass wir als Eltern einfach offen sein sollten und unseren Kindern Alternativen zugänglich machen müssen. Denn nur durch Ausprobieren können unsere Kinder lernen, wer sie sind. Und nur wer weiß, wer er ist, kann entscheiden, wie er gerne sein möchte 🙂

      Hui, das wurde jetzt ein bisschen philosophisch, aber ich hoffe, es ist verständlich 😀

      Liebe Grüße
      Lotti

  3. Schöner und sehr detaillierter Beitrag, Du beobachtest Deine Kinder gut und sachlich-neutral. Gerade die Unterschiede in der kognitiven Entwicklung finde ich persönlich auch immer super spannend. Und übrigens, ich glaube nicht, dass man zum Mädchen/Jungen erst gemacht wird. Manche Dinge scheinen wirklich genetisch angelegt zu sein. Unsere Kleine hat anfangs hauptsächlich Klamotten vom großen Bruder aufgetragen und ist trotzdem ein rosa-pink Mädel geworden;-)
    Liebe Grüße!

    • zickleinLotti am schreibt:

      Liebe Frühlingskindermama,
      vielen Dank für Deine Worte! Ich denke auch, dass vieles genetisch bedingt ist. D.h. ja nicht automatisch, dass Jungen immer so und so sind und Mädchen anders, sondern, dass Jungen und Mädchen eher zu einer bestimmte Entwicklung tendieren. Und Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel 🙂

      Meiner Meinung nach ist es wichtig, den Kindern die Wahl zu lassen und ihnen Alternativen zu bieten bzw. zu eröffnen. Letztendlich haben wir aber, glaube ich, nicht so viel Einfluss darauf, wie uns manchmal suggeriert wird. Wenn ein Junge gerne Nagellack tragen möchte oder die Puppe als Knarre “missbraucht” bringen auch aufgezwungene Gegensteuerungsversuche nicht wirklich etwas 🙂

      Liebe Grüße
      Lotti

  4. Ein soooo schöner Beitrag – vielen Dank!
    Es ist immer echt spannend zu lesen, wie toll sich die meisten Geschwister ergänzen und wie spannend es für uns Eltern ist zu sehen, wie gefordert wir sind, weil wir uns auf so unterschiedliche Situationen einstellen müssen.

    Und ganz nebenbei habe ich nun Deinen tollen Blog entdeckt, den ich vielleicht ohne die Blogparade gar nicht gefunden hätte 🙂

    Liebe Grüße, Anna

    • zickleinLotti am schreibt:

      Liebe Anna,

      vielen Dank! Ich freue mich, dass Dir mein Bericht und mein Blog gefallen und das Du hier so lieb kommentiert hast! Ich bin schon wahnsinnig neugierig auf die anderen Artikel, denn ich finde die Entwicklungen von Geschwistern und wie unterschiedlich diese verlaufen können auch sehr spannend!

      Liebe Grüße
      Lotti

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